Ein XL Parka, Mantel oder Jacke sind mit den richtigen Tipps wirklich einfach anzupassen und zu nähen. Mein Sommerparka ist ein Lieblingsteil geworden. Ich nehme dich gerne mit auf die Reise. Du musst aber etwas stark sein. Warum, erkläre ich später.

- Ich kann mir leider keinen passenden Parka kaufen – dafür umso besser nähen
- Von der Größenauswahl bis zum Zuschneiden
- Der Trick für die perfekte Passform
- Praktische Details einfach genäht
- Ideen für Variationen

Ich kann mir leider keinen passenden Parka kaufen – dafür umso besser nähen
Oberweite – langer Oberkörper – starke Oberarme – lange Arme. Mit dieser Kombination bekomme ich mit viel Glück noch eine passende Jacke im Plus Size Bereich, aber nie einen Parka. Bei diesen sitzt der Taillen-Tunnelzug immer direkt unter Brust. Wenn die Oberweite passt, ist die Hüfte von einem Sack verhüllt. Du hast sicher vor Augen, was ich meine.
Es ist aber wie immer. Das, was wir nicht bekommen können, wünschen wir uns am allermeisten. Wie praktisch wäre ein leichter Sommerparka hier an der Nordsee. Bei Wind und Wetter schnell mal übergezogen. Jetzt habe ich einen und liebe ihn. Wo ein Wille, da ein Weg – wir können ja nähen.
Der Stoff war schnell gewählt. Er kommt eigentlich aus dem festlichen Bereich. Die etwas gecrashte Struktur sorgt für den lässigen Look. Durch den leichten Glanz und die changierende Optik lässt sich der Parka ebenso gut edel kombinieren. Die Kunstfaser ist preislich günstig und bei uns schon mehrmals bei Kinderjacken erprobt.
Der Parka sollte einen Reißverschluss bekommen… sollte… warum ich mich umentschieden habe, dazu später.
Fangen wir an. Ich beschreibe alles ganz ausführlich. Selbst, wenn du bisher nur dehnbare Stoffe vernäht hast, trau dich mal an eine Jacke.
Von der Größenauswahl bis zum Zuschneiden
Die erste Überraschung ist das Schnittmuster: CARLA XL, ohne den vorderen Überschlag. Es hat die senkrechten, ausgeformten Nähte. Du kennst sie vielleicht schon als Wiener Nähte. Diese strecken optisch und bieten Platz für die Oberweite. Neben der Jackenlänge enthält das Schnittmuster eine lange Variante für Mäntel. Auf die Konfektionsgrößen brauchst du nicht zu schauen, denn sie variiert je nach Jackendicke. Ein leichter Sommerparka ist ja weniger voluminös als eine dicke Winterjacke.
Der einfachste Weg ist es, eine passende Jacke zu vermessen. Als Maße werden nur die Oberweite und die Weite der Oberarme benötigt.
Die gemessene Oberweite gleiche ich mit dem angegebenen Maß im Schnittmuster ab. So weiß ich fix, welche Größe ich ausschneide. Aufgrund meiner starken und langen Arme messe ich sicherheitshalber den Ärmel ab. Ich weiß also zu diesem Zeitpunkt schon, dass mir der Parka obenherum gut passen wird. Carla ist an der Hüfte gut ausgestellt, diese passe ich später an, ebenso wie die genaue Länge. Falls du eine Kurzgröße trägst oder eine Jacke nähen möchtest, solltest du an deinem Rücken noch deine Lieblingslänge abmessen. So kannst du die Schnittmusterteile entsprechend einkürzen und sparst schon beim Zuschneiden Stoff. In diesem Fall gebe ich meist sicherheitshalber 5 cm zu.
Ich habe die Originallänge zugeschnitten und 2 cm an der Ärmellänge zugegeben.
Jetzt musst du etwas stark sein. Wahrscheinlich magst du es nicht. Vielleicht fürchtest du es sogar: das Heften. Lies bitte trotzdem weiter, es ist wirklich einfacher als du denkst.
Der Trick für die perfekte Passform

Ich stelle an meiner Nähmaschine die längste Stichlänge ein und senke etwas die Oberfadenspannung. So nähe ich den Parka grob zusammen. Vorderteile, Rückenteil, Schultern, Ärmel an und die Unterarm-/Seitennähte. Das geht wirklich fix, sind nur 10 Nähte. Kapuze, Taschen etc. brauchen wir jetzt noch nicht.

Spannung pur. Ich probiere den Parka über, die linke Stoffseite zeigt nach außen.
Die Vorderkanten werden zusammengesteckt. Durch das vorherige Heften kann ich genau schauen, an welchen Nähte ich noch Weite herausnehme. So erhalte ich meine gewünschte Passform.

Ich stecke an beiden Seiten und den Teilungsnähten die überschüssige Weite ab. Diese markiere ich mit einer senkrechten Stecknadel am Saum. Dazu noch eine Nadel quer an dem Punkt, an dem die Weite jetzt schon passend ist. In meinem Fall ca. 30 cm oberhalb der Unterkante. Hüfte und Taille muss ich für meine Figur nicht verändern. Du könntest sie ebenso abstecken.
Vom Handgelenk aus stecke ich die Ärmelweite auslaufend zum Ellenbogen. Starke Oberarme fallen weniger auf, wenn die unteren Ärmel schön schmal sind 😉

Die markierte Mehrweite zeichne ich mit Kreide an.
Ja, die Heftnähte müssen leider wieder aufgetrennt werden. Da wir die obere Fadenspannung gelockert hatten, reicht das Ziehen am Unterfaden. Auf diese Weise lösen sich die Nähte fast von selber. Wirklich.
Jetzt wird der Parka ganz normal zusammengenäht.
Praktische Details einfach genäht

Damit die losen Taschenbeutel innen nicht so flattern, bekamen sie eine gerade Oberkante.

Diese ragt unter den inneren Gummizugtunnel, welcher einfach aus einem Webband besteht.
Dazu eine gedoppelte Kapuze mit einem zwischengefassten Bündchenstreifen und innenliegende Ärmelbündchen.
Mein Reißverschlussproblem: er war nicht von unten zu öffnen. Sehr unpraktisch auf dem Fahrrad. So bekam der Parka angenähte Knopfleisten mit Druckknöpfen.
Die Saumkante ist doppelt eingeklappt und mit einem Gummiband gerafft. Fertig.
Einmal gut sitzend und passend auf deine Figur abgestimmt, kannst du das Schnittmuster vielfach nutzen. Vergiss nicht, die Änderungen auf den Schnittmusterbogen zu übertragen. So kannst du dir bei der nächsten Jacke das Heften sparen 😉

Ich liebe meinen Parka sehr. Er ist sehr leicht und schützt bei Bedarf vor Wind und Wetter.
Du weißt jetzt, wie einfach sich eine gute Passform erreichen lässt und hast hoffentlich deine Scheu vor dem Heften verloren.
Ideen für Varianten
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Näh das Schnittmuster in Jackenlänge, vielleicht aus Softshell
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Gedoppelt wäre der Schnitt prima als Wendejacke
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Ein lässiger Look aus alten Jeans, vielleicht bestickt
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Die weite Saumkante ergibt mit Gummizug gerafft einen ballonartigen Effekt
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Eine praktische Regenjacke aus wasserdichtem Gewebe
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Stoff: Veraval vom Großhändler Swafing